Gott wartet an der Haltestelle

 

Gott wartet an der haltestelle von maya arad yasur
Schauspiel Kiel, Studio
MIT Isabel Baumert, Jennifer Böhm/tiffany köberich, Claudia Friebel/Ellen Dorn, Jasper Diedrichsen/Felix Zimmer, Werner Klockow, Claudia Macht, Nina Vieten/Laura Mahrla 
REGIE Kristin Trosits AUSSTATTUNG Nina Sievers MUSIK Eike Ebbel Groenewold FOTOS olaf struck

„KEIN TASRICH, KEIN DURCHGANG.“
– leutnant yaniv –

INHALT
Eine Explosion. In einem Restaurant. In Israel. War es die schwangere Frau in der Mitte des Raumes, die plötzlich die Bombe zündete? War es jemand anders?
Sieben Schauspieler*innen legen die Erinnerungssplitter eines Attentats zusammen und rekonstruieren, wie es soweit kommen konnte. Im Mittelpunkt steht Amal, eine junge palästinensische Frau, die als Mädchen immer für Gerechtigkeit gekämpft hat und später Krankenschwester geworden ist, um den Menschen zu helfen. Was ist passiert, dass sich diese junge Frau radikalisiert hat? Wie ist sie unbemerkt über die Grenze gekommen? Und wer ist schuld?
Die israelische Theatermacherin Maya Aard Yasur hat den vielschichtigen und komplexen Konflikt zwischen Israel und Palästina auf die Biografie eines jungen Menschen übertragen. Amals Aufwachsen ist geprägt von Feindbildern, Verboten und einer langen Reihe aus Anschlägen und Vergeltung. Als ihr hilfloser und schließlich sterbender Vater von israelischen Grenzbeamten ignoriert wird, entfesselt sich eine Wut in ihr, die nach Wiedergutmachung ruft.

RESONANZEN
Auszug aus DEN KIELER NACHRICHTEN vom 18. Januar 2023
„(…) Wie eine Wunde zieht sich das Podest durch das Studio im Schauspielhaus, drängt Zuschauerinnen und Zuschauer an den Rand des Raums, Davongekommene im Angesicht des Schreckens. Ein starkes Bild, in dem Bühnenbildnerin Nina Sievers und Regisseurin Kristin Trosits den Gehalt von Maya Arad Yasurs Theaterstück „Gott wartet an der Haltestelle“ verdichtet haben. Anfang und Ende zugleich und ein Sinnbild für die fortgesetzte Gewalt, die das Leben in Israel und Palästina bestimmt und deren Mechanismen die israelische Dramatikerin hier auf der menschlich-alltäglichen Ebene zu fassen versucht. (…) Kristin Trosits inszeniert den Schrecken mit verstörender Ruhe, montiert Fragmente und Rollen zur so untrennbaren wie inkohärenten Einheit, macht damit deutlich, wie austauschbar die Figuren sind. Sie lässt den Figuren ihre Stimme, das Ensemble aber auch im großen Chor deklamieren. (…) Sie sprechen ihre Sätze, als wollten sie dem Chaos eine Ordnung entlocken. So balanciert das Stück zwischen Empathie und fast sachlicher Befragung durch den Abend – und wirkt nach.“
Auszug aus den Kieler Nachrichten vom 14. Januar 2023
„ (…) Eine israelische Soldatin lässt an einem Grenzposten eine schwangere Palästinenserin passieren – und kurz darauf explodiert in Haifa ein Café.
„Das hat die Dimension eines Urkonflikts, der hier aber auf einer ganz persönlichen Ebene verhandelt wird“, sagt Kristin Trosits, die das Thema ein Jahr später angesichts der veränderten Weltlage noch ein Stück brisanter findet: „Israel ist mit dem Ukraine-Krieg etwas aus dem Blick gerückt.“ Auch deshalb setzte sie die Bühne mit Ausstatterin Nina Sievers mitten ins Studio – als eine Art Arena.
Nicht zuletzt hat die Regisseurin aber auch die fragmentarische Sprache und die ungewöhnliche Form des Stücks gereizt: „Der Text ist ein Splittersystem, das die Autorin dem Publikum hinwirft, und in dem man ganz unterschiedliche Erinnerungen erlebt.“ (…) “
Auszug aus der theaterzeit vom Januar 2023
 (…) Aus vielen verschiedenen Perspektiven wird Amals Geschichte erzählt und verdeutlicht damit, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt. Jede Figur hat ihre Sicht, ihre Haltung, ihren Standort. „Genau diese Erfahrung der Vielschichtigkeit wollen die Regisseurin Kristin Trosits und ich für die Zuschauer*innen erfahrbar machen“, sagt Bühnen- und Kostümbildnerin Nina Sievers und meint damit den großen Kreis an Stühlen, der um das Geschehen herum aufgebaut ist. „Das Publikum sitzt um das Spieltableau herum. Mal sieht es ganz deutlich, was direkt vor seinen Augen passiert, mal gewinnt es Distanz. Wir haben 72 Sitzplätze und man kann sagen, dass jede*r Zuschauende eine eigene Version der Erzählung erlebt. (…)
Radiobeitrag von NDR Kultur vom 17. januar 2023
(…) Großartige Ideen und ungewöhnliche Einfälle machen „Gott wartet an der Haltestelle“ in Kiel zu einem ganz besonderen Theatererlebnis. (…)
„Da wird jeder einbezogen in das Stück. Man ist Teilnehmer des Geschehens“.
(…) Stickiger Rauch steht noch im Raum, in allem Schutt und Durcheinander aus Rollstühlen, Kleidung, Spielsachen und anderen Überbleibseln liegen 7 Menschen.(…) „Und aus diesen Splittern entsteht die Geschichte und wird erzählt – auch splitterhaft, aber sie wird erzählt.“
(…) Das Publikum übernimmt die Rolle eines Ermittlers, besucht die Familie der Attentäterin im Westjordanland, und ist bei den Mitarbeitern des Restaurants in dem das Attentat stattfand. (…)
Alle sieben Schauspielerinnen und Schauspieler sind überragend. Besonders ihr Zusammenspiel. Das gleichzeitige synchrone Sprechen von Textpassagen beeindruckt. (…)“

TERMINE
PREMIERE 18. april 2021 (PANDEMIEBEDINGT Abgesagt), 23. Januar 2022 (PANDEMIEBEDINGT Abgesagt), 15. Januar 2023 WEITERE VORSTELLUNGEN 25. januar, 10. & 17. Februar, 30. März, 23. & 29. April 2023